DI, 2.6.2009, 20:30 Uhr
Nora Bossong, Nikola Madzirov und Daniela Seel
Kaffee Burger, Torstraße 58/60, 10119 Berlin (Mitte)
Nora Bossongs neuer Roman "Webers Protokoll" (Frankfurter Verlagsanstalt)
folgt den Wegen eines Diplomaten in der Nachkriegszeit zwischen Schuld und
Aufbruch. Historisches Material trifft auf große Kunstfertigkeit. Bossong
erhielt für ihre Lyrik und Prosa diverse Stipendien und Preise, u.a. den
Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2007. Im Winter hielt sie sich im Deutschen
Haus in New York au; im Herbst wird sie Artist in Residence in China sein.
Nikola Madzirov, geboren in Strumica, lebt als Lyriker, Essayist und
literarischer Übersetzer in Makedonien. Für seinen bislang vierten
Gedichtband, "Versetzter Stein", bekam er den renommierten Hubert Burda
Preis für junge osteuropäische Lyrik. Madzirov ist zur Zeit Stipendiat in
Berlin. Wir werden seine wunderbar klaren, nie ganz auflösbaren Gedichte
zweisprachig lesen.
Daniela Seel war lang bevor sie den Verlag kookbooks gründete selbst schon
Dichterin. Hoch artifiziell und gerade dadurch hautnah schreiben ihre Texte
an den Grenzen von Wahrnehmung und Denken, Semantik und Sound, von Körper
und Luft entlang. Sie liest aus aktuellen, noch unveröffentlichten Texten.
FR, 5.6.2009, 20.30 h
COTTEN: Glossarattrappen. Bildprosa.
Dock 11, Kastanienallee 77, 10435 Berlin (Prenzlauer Berg)
KOOK richtet ein Minifestival aus Lyrik, Songs und Bildern ein, dieses
Wochenende im Dock 11. Am ersten Abend liest die großartige Lyrikerin Ann
Cotten:
Ann Cotten wandelt ihre Internet-Einträge in den GLOSSARATTRAPPEN nach
Notwendigkeit um oder löscht sie. Es kommen laufend neue hinzu, um sich in
das Chaos der Welt einzuklinken. Fotos und Zeichnungen sind eine Auswahl aus
allem, was ihr vorliegt. Es gibt Zitate. Das Netz bietet eine
Kontextlosigkeit, die erfrischend ist. Remember: it's fun - ein Fächer mit
tieftönenden Geräuschen.
SA, 6.6.2009, 20.30 h
POPP: Kolonie Zur Sonne. Gedichte.
BÖTTCHER: Vom anderen Ende des Flures. Songs.
Dock 11, Kastanienallee 77, 10435 Berlin (Prenzlauer Berg)
Am zweiten Abend spielt Jan Böttcher Songs zu Texten von Steffen Popp:
Der Verlag kookbooks wirbt mit "Poesie als Lebensform" - Steffen Popp hat
den schönen Ausruf jüngst mit seiner Poetik unterfüttert. Sprache sei nicht
im Hintertreffen mit der Wirklichkeit, sie erzeuge eine Wirklichkeit erst
selbst. So sei das Gedicht, in seiner Lebensferne, nichts anderes als eben
unser Bemühen um dieses Leben. Über Popps aktuellen Gedichtband, so
antiromantisch wie zart, urteilt die FAZ: »Hier finden sich einige der
schönsten Möglichkeiten, in deutscher Sprache dichterische Erfahrungen zu
machen.«
Jan Böttcher schreibt seine Lyrik seit Jahren ausschließlich in Liedform.
Viele Jahre hat er für die Band Herr Nilsson gesungen - mit seiner ersten
Soloplatte zeigt er, dass er sowohl der musikalischen als auch seinen zwei
texterischen Seelen treu bleibt: poetisch offene Lieder über die verlorene
Jugend und unsere immerwährende Nähe zur Klinik finden sich neben
satirischem Bashing auf Wellness, Hitler-Filme und die Geschäftspraktiken
der Pornobranche.