06 December 2011

subject / eject

ich habe ein gerät aus seidenpapier
um dich her geklebt und du hast
es hat dich darin erhoben und nicht
oder doch ganz von mir fort bewegt
ich habe dir und ihm und dem gerede
über die kaskaden in das helle blau
des himmels nachgeschaut hatte der
frau und ihren besten worten mehr als
sichinluftauflösen zugetraut so stehn
und staun kann ich unendlich lang mit
nassen füssen zwischen pflanzen kann
im endlosstrom aus abschied alle denkfehler
umtanzen strudelwirbel niederstampfen habe
das gerät an dir verflucht ach hätte ich ach
hätte ich das mit der liebe bloß niemals versucht.

02 December 2011

überland

aus jeder umflatterung gezogen
die nachrichtenstrudel als klebmasse
zuckerig um das bein gedreht

mag das leben gerettet sein
zuckt es noch zuckert es rot
aus den lippen am nervenrand

kühl liegt das andere ich starr
zum einschlupf bereit nein
noch ist es nicht hergebbar

ist diese weitwegge sternfahrt
nötiger als alle marse aus
ungeduld vorfreude landung

11 November 2011

ich lese mal wieder dasselbe

und zwar bei Kreuzwort.Berlin am kommenden montag nähe ubhf schönleinstr.

hier geht es zu den details, der eintritt kostet 3€.

16 October 2011

el mecanismo de estar acá - i'll be reading on wednesday

as part of the launch of a spanish-language anthology of german activist poetry (el mecanismo de estar acá), i'll be reading at a bi-lingual german-spanish event at rumbalotte continua in berlin-mitte this coming wednesday, 19 ocotber 2011, at 8pm. the anthology was edited by los superdemokraticos and is published with milena berlin. aside from myself, nine other featured poets like alexander gumz, bert papenfuß and tom bresemann will be presenting their work. rery maldonado, translator of the poems, will be there to read them in spanish. i've never had anyone translate my poetry into spanish, so i'm super excited to hear what that sounds like! and since there's no cover charge to the event, come by if you're free.

08 September 2011

13 July 2011

Eat, pray, läster - Sinnsuche am Wörthersee

Foto: Ich gemacht, auf dem Wörthersee
Jedes Jahr nehme ich mir vor, beim Bachmannpreis nicht zu lästern. Ich möchte über niemanden herziehen, niemandem die literarische Daseinsberechtigung absprechen, niemanden aufgrund spontan erfundener Kriterien schlechtreden. Dieses Jahr scheitere ich schon am Flughafen, fünfzehn Minuten nach der Landung, und ich mache die nächsten Tage auch kaum etwas anderes, denn das Lästern endet selbst dann nicht, wenn das eigentliche Wettlesen schon längst vorbei ist. Genau genommen endet es nie: Kuriose Fälle der Vergangenheit - Vortragsweisen, vermutete Groschenromanauszüge – bleiben ohnehin im Kopf.

Jedes Jahr verpasse ich die Lesung des Siegertextes. Manchmal aus Versehen wie damals bei Tilmann Ramstedt, meistens aber absichtlich wie dieses Mal im Falle Maja Haderlap: Nach ganzen drei Sätzen ihres Textes setzte ich meine Prioritäten auf eine kalte Gurkensuppe auf dem Klagenfurter Benediktinerplatz. Und das, obwohl ich diesen Jahrgang für einen besseren als beispielsweise den letzten hielt. In aller Regel finde ich zehn von vierzehn vorgetragenen Texten schlecht, im Sinne von: wirklich überhaupt nicht gut genug. Wenn das das Beste ist, was die deutschsprachige Gegenwartsliteratur zu bieten hat, sollte man Sperrbegriffe einführen, alle Fäkalwörter zum Beispiel, deren Verwendung die AutorInnen mindestens für die nächsten zehn Jahre daran hindert, ein Buch zu publizieren, oder sie nach Amerika schicken, damit sie dort lernen, wie gute Dialoge zu schreiben sind.

Und obwohl die Juroren beteuern, stets das „Neue“ zu suchen, stellen sie doch immer nur das Alte zur Diskussion. Es gewinnt zu oft der Ich-erzählte Bericht, am liebsten aus der Perspektive eines Kindes. Aus Liebe zur Kärtner Landschaft könnte ich mit der Entscheidung, der Haderlap diesen Preis zu verleihen, vielleicht leben, aber ich bin am Freitagmorgen zu der absolut unumstößlichen Überzeugung gekommen, dass der mit Abstand beste Text des Jahres von Linus Reichlin verfasst wurde – der es damit nicht einmal auf die Shortlist geschafft hat. Trotz eines erzählerischen Talents, das die Mehrheit der Jury, mit Verlaub, erblassen lassen müsste.

Richard Kämmerlings sieht das auch so, aber vermutlich vor allem aus zu seinem aktuellen Buch passenden marketingtechnischen Gründen. Und sogar die automatische Literaturkritik der Riesenmaschine um Kathrin Passig, selbst Bachmann-Preisträgerin, hat allein anhand vorgefertigter Kriterien erkannt, wem Ruhm und Ehre gebührt hätte; manchmal sind Maschinen kluger Menschen eben doch klüger als kluge Menschen: Reichtum für Reichlin!

Die zweite große Verfehlung neben der Nichtbeachtung Reichlins war die Vernichtung der Antonia Baum, die vermutlich besser in Lumpen und mit kahl rasiertem Schädel angetreten wäre. Hübsche, talentierte junge Frauen scheinen dem Establishment noch immer so suspekt (übrigens sind dies auch Ausschlusskriterien der riesenmaschinellen Auswertung), dass der Unheilsbringer Hubert Winkels, dessen Ruf Antonia Baum gefolgt war, unter einem Donnergrollen aus Hormonstaugerüchten zusammenzucken musste. Ein mutiger Rettungsversuch der Autorin ist in der Online-Ausgabe der FAS abrufbar: Wie ich einmal vorlas.

Der Einzige, dem ich seinen Preis so richtig gönne, ist Steffen Popp, ein Lyrikerkollege aus alten Zeiten und außerdem ein wahrer Stipendiums- und Preismagnet. Trotz seines nölenden Vortrags wurde Steffen Popp der zweite Preis verliehen, der womöglich sogar besser ist als der erste. Es bleibt einem jede Menge Öffentlichkeitsarbeit erspart, und man kann sich schneller wieder ent-arrogantisieren.

Auch Thomas Klupp, der mir aus einer früheren Begegnung sehr nett in Erinnerung geblieben ist, wird sich hoffentlich von seinem Publikumspreis für einen viel zu effekthascherischen Text erholen. Neider munkeln, dass ihm diese Ehre lediglich aufgrund seiner guten Vernetzung unter Gleichaltrigen anheim gefallen sei, was das Prozedere eher zu einem Beliebtheitswettbewerb verkommen ließe. Nicht missverstehen, ich habe sein Debüt Paradiso wirklich sehr gerne gelesen. Warum nur immer diese lachergeile Ficken-Fotze-Kotze-Parabel, die heutzutage nicht nur alle Lesebühnen-, sondern auch alle Coming of Age-Texte ruiniert wie eine einzige Diddl-Maus eine komplette Wohnungseinrichtung?

In der Tat ist Lästern das A und O einer Veranstaltung wie derjenigen in Klagenfurt. Ohne Lästerei keine Jury-Besprechungen, keine journalistischen Kommentare wie dieser, keine Konkurrenz. Selten gibt es Gelegenheit, mit so vielen Experten dieselben Texte zu diskutieren, und noch seltener ist zu erwarten, dass alle Beteiligten dabei einer Meinung sind. Der Sinn einer solchen Veranstaltung kann daher nicht sein, zarte kreative Seelen in Watte zu packen, sondern liegt im Gegenteil darin, das sich selbst erhaltende System aus Autoren, Juroren, Verlegern und Agenten in Frage zu stellen. Und zwar mit Menschen und Texten, die zum Lästern so was von einladen – aus welchen Gründen auch immer.

10 April 2011

vorankündigung: ohne poem keine competition!

ich hab's versprochen, und es gibt geld: schreib ein gedicht, in dem das wort "park" vorkommt und lies es am 17. april im berliner prenzlauer berg. vielleicht klatschen die leute bei dir am lautesten, dann gibt's 50€. ich kann leider nicht an dem abend, wir kriegen nämlich ne katze. (oder ich komm spontan doch?) mehr infos hier.

02 April 2011

relaunch poetenladen

keine neuigkeit mehr, optisch aber dennoch interessant: der poetenladen vor und nach dem relaunch. leider habe ich keinen screenshot mehr von der startseite, aber man kann es sich hoffentlich in etwa vorstellen. alt oben, neu unten.


24 March 2011

happy 4th birthday, WOAW


WOAW turns four today. that makes me happy, even though i haven't been spending much time here lately. a lot of my attention has been devoted to girls can blog, probably because it's less of a niche product and more of an allround good cause.

obviously, the downside of occupying myself mostly with gcb is that the better part of my creative energy is dedicated to "digital social work" as opposed to poetry. it's a typical dilemma known to writers: i love doing x [i.e. painting], but if i do too much of it, there'll be no juices left for writing. most of us choose less x and more writing.

with gcb, most of the work to be done, though, is writing: posts, emails, comments. proper blogging also involves a fair bit of reading. i love it. yet while i have received great support and appreciation of what i have accomplished with gcb, i also get frequent questions regarding the lack of new material of both prose and poetry. i have been asked why my novella hasn't been published in spite of good reviews, nor a poetry collection with any of the usual publishers, and why i haven't devoted more time and effort to get either.

first easy answer: because i can't have my finger in every pie. i like where i'm at right now with gcb. second, more difficult answer: because i would rather keep my poetry to myself than be on the knocker and beg people to print it!

i have undertaken one sole attempt when a friend of mine alerted me to the fact that her publisher was looking for female poets especially. i emailed the person in charge and asked whether that was true. needless to say, i never received an answer and have thus decided that that was that.

with WOAW around for four years now, i am fairly positive that plenty of people in positions to publish a poet's work are aware of what i do. by now, many of them know my writing. event organizers and editors alike. if they decide to ignore me, so be it. i am over mailing in poems to magazines that publish only work of people their editors have slept with (and trust me, turnover is high!). but i do accept that these are the rules of the game; maybe not so much the sex, but the ass-kissing for sure. i am sorry to say that i have lost interest in what used to be the soul of this blog: my curiosity about up and coming german poets, especially those of berlin. in my opinion, most current poetry has become interchangeable and obsolete, save a few glorious exceptions, so i have stopped working for that crowd's acceptance. i have stopped reading their work. i have stopped going to readings.

you might think i'm jealous. well, i have never been the jealous type. naturally, i, too, would like to see my novella in print or have my own poetry collection, which poet wouldn't? but not at the price of dignity and boredom. 

throughout this recent development, WOAW has remained to be my loyal, patient companion. as have my readers. like last year, the year before, and the year before that, i'd like to thank each and every single one of you for stopping by or following my RSS feed.*

to your loyalty and our next years together!
thanks. annina

* if you wonder what an RSS feed might be, try this explanation.

18 March 2011

13 March 2011

BOOKS bags: kurt, astrid & max

kurt
max
astrid
das sind die neuen WOAW BKS-bags max, kurt & astrid. ihr design und ihre preise sind angelehnt an die Euch vielleicht schon bekannten GCB BLOGS bags. der bestellvorgang ist einfach: email mit modellwunsch und adresse an wordsonawatch[at]gmail[dot]com. die beutel kosten 10,50€ pro stück, dazu kommen porto und versand (innerhalb deutschlands 2,25€, EU 3,45€). wer in berlin wohnt oder auf die re:publica 2011 kommt, kann sich die taschen auch persönlich übergeben lassen und ein paar taler sparen. und wer seine lieblingsfarbkombination nicht entdeckt, kann mir sonderwünsche gerne zukommen lassen - vielleicht designt susanne ja ein weiteres modell?*

benannt sind die taschen übrigens nach astrid lindgren, kurt vonnegut und max frisch, die allesamt bücher geschrieben haben, die ich sehr schätze.

* so bereits geschehen bei magda, die wir der bloggerin magda albrecht zu verdanken haben.

12 March 2011

lyrikerin im tv

monika rinck musste durfte für die ZEIT ein auftragsgedicht über guttenberg schreiben und das dann noch wie eine doktorarbeit im morgenmagazin verteidigen. das publikum nickt, wenn ich richtig sehe, nur da, wo gott ins spiel kommt. (obwohl mona ungewöhnlich langsam und verständlich spricht.)

die fragen des moderators sind übrigens nicht, wie auf der facebook seite von kookbooks moniert, bescheuert, sondern berechtigt: nicht nur ihr gedicht, auch eine dichterin wird sich dem kontext entsprechend verändern, in dem sie veröffentlicht wird. für's verständnis, aber auch für's geld, das es in solchen fällen ausnahmsweise gibt.

07 March 2011

gierstabil

 katharina schultens (die mit den texten über den berlin verlag und die geschlechter in der lyrik) hat es wieder getan:

ihr druckfrischer lyrikband gierstabil, ein "suchendes fegen in scherben", ist demnächst bei luxbooks für teuer geld - in worten zwanzig zacken - käuflich.

empfehlenswert, weil: grundoriginell.
außerdem ist katharina eine kluge frau.

28 February 2011

the un-victim

guernica has a long interview with arundhati roy. it looks very interesting, i've added it to my list of things to read as soon as i find the time.

26 February 2011

25 February 2011

last week & i

ich habe es auf facebook schon gesagt: die klappentexterin hat andosina rezensiert und ich freue mich so! ihr text trägt den titel "wie laut stille sein kann".

ausserdem ist die neue skolastin da, mit einem alten text von mir drin: bärenklau aus dem jahre 2007 - das heft auf seite 71 aufschlagen fühlt sich an wie eine papyrusrolle aus einer anderen zeit aufkrempeln. sie haben meinen namen falsch geschrieben, vielleicht hilft das ja, um meine identität zu vertuschen? naja, downloaden und reinlesen kost ja nix. martin fritz, mit dem ich letztes jahr im rahmenprogramm des bachmannpreises lesen durfte, und mieze medusa kommen zum glück auch drin vor. also im heft, nicht in der geschichte.

09 February 2011

ich tippe auf 'ja'

die klappentexterin fragt sich und uns, ob wir in einer genormten literaturwelt leben.

06 February 2011

'i’m escaping my body, which i really want to do.'

famous author laura hillenbrand explains what life is like as a writer afflicted with chronic fatigue syndrome in an interview with the new york times.

04 February 2011

02 February 2011

ephemeroptera (entwurf)

ein ding in einen kessel habt ihr hingebaut
das heizt und obdach gibt ein alter berg
der sich dafür nicht interessiert hat alle
weisheit über gleichgewicht und statik
seinen durchsichtigen kindern anvertraut
(sie kratzen sich in ihren träumen heroin
unter die haut) ich akzeptiere dass natur
ein punkt und viel davon nicht endlich ist
ich habe ein gedicht auf jenem berg als
fahne für das grosse nichts gehisst ich 

habe ein gebet in allen sprachen rückwärts
aufgesagt und nun nicht mehr als einen
tag im leben einen flügelschlag gehabt.

24 January 2011

rezensionswettbewerb

rezension.org hat einen rezensionswettbewerb ausgeschrieben.
einsendungen werden zwischen dem 1. und dem 28. februar 2011 akzeptiert.

18 January 2011

katharina schultens versus berlin verlag. (text by poet katharina schultens, title by me. text much better than title. read it!)

parcours
vielleicht liegt es daran, daß ich gerade wenig zu tun habe, ich habe nämlich schon seit juni und auch noch bis september frei. wenn ich wenig zu tun habe, rege ich mich generell öfter auf; wenn ich wenig zu tun habe, lese ich zudem mehr, und es ergeben sich zwangsläufig mehr ärgernisse, über die ich mich aufregen kann. ich lese, wenn ich wenig zu tun habe, außerdem nicht nur mehr, sondern auch genauer, und wenn ich genauer lese, rege ich mich erst recht auf. ab und zu finden sich die ärgernisse dann gleich kombiniert und hintereinander. in diesem falle waren es drei - triplebarre nennt man das, glaube ich, in einem parcours? der reihe nach:

ärgernis 1: schlechte pr-texte, die guten verlagen unterlaufen
ich lese zurzeit sämtliche mir auf facebook zugehenden verlagsankündigungen, die ich früher nur überflog, genaustens. es stellt sich heraus, daß manche dieser texte einfach nicht dafür geschrieben werden, um genaustens gelesen zu werden, sondern im gegenteil offensichtlich mit dem kalkül entstehen, daß potentielle leser sich in eile auf die durchaus interessanten primärinformationen konzentrieren und dabei gnädig ignorieren, daß, wie schrieb ich gestern? genau: einige dieser texte klingen, als habe ein_e bedauernswert unterbezahlte_r und nicht besonders sprachbegabte_r praktikant_in sie am ende eines montäglichen schreibmalschnellnochmarathons verfassen müssen.


ärgernis 2: schlechte pr-texte, die guten verlagen unterlaufen, unterlaufen manchmal den eigenen zweck
der berlin verlag nutzt, wie die meisten mit mir 'befreundeten' verlage auf facebook, facebook vorrangig als eine einbahnstraße, auf der sein zielgruppenmarketing unbehelligt zu den 3558 freunden traben kann. dagegen ist auch nichts zu sagen. ich hoffe allerdings, hernach nicht entfreundet zu werden, wenn ich an dieser stelle darauf hinweise, daß man dies vielleicht noch zielgruppengerechter umsetzen könnte als in bestimmten aktuellen formulierungen eben jener oder jenes vermuteten praktikantin/praktikanten, die oder der in regelmäßigen abständen halb angekleidete veranstaltungshinweise auf die straße scheucht. bisher ergibt sich manches mal eine auf lose art deplazierte anwesenheit - vielleicht: ein zylinder, aus einer revue entwendet, um beim dressurreiten getragen zu werden - : die form stimmt nicht ganz. form jedoch ist vielen lyriker_innen nicht ganz unwichtig; den lyrikinteressierten hoffentlich auch nicht.

was etwa darf ich erwarten, wenn der 10. geburtstag der lyrikreihe des berlin verlags mit einem "Lyrik-Parcours" begangen werden soll? ein parcours ist laut definition eine strecke mit vorbereiteten hindernissen, die man im sportlichen ehrgeiz überwinden kann (so denn ehrgeiz und sportlichkeit in ausreichendem maße vorhanden sind). als vorbereitete hindernisse im "Lyrik-Parcours" gibt der berlin verlag, wenn ich richtig lese, "Binnenreim auf der Bühne, Metapher in der Maske, Alliteration im Atrium" an. was soll das bedeuten? darf ich lyrikern beim schminken zuhören? alliteration gibt es nur im atrium, die bühne haben die binnenreime? oder: wenn ich nicht weiß, was eine metapher ist, soll ich gleich fortbleiben, denn es steht nicht zu erwarten, daß ich sie dann spielerisch überwände?

eine solche ankündigung mag vielleicht diejenigen, die sich ohnehin interessieren, nicht davon abhalten, hinzugehen. etwaige neuinteressierte vermutlich schon. lyrik gilt gemeinhin als anstrengend, ob zu recht oder zu unrecht, ist eine andere frage; ich betrachte es jedoch nicht gerade als pr in eigener sache für einen verlag oder jajadielyrikansich!, wenn lyrikveranstaltungen zu geistsportereignissen erklärt werden - von jemandem, der oder die sich offensichtlich selbst vorab sogar für eine teilnahme im publikum disqualifizieren wollte. denn der oder die praktikant_in legt, frei nach erschienenen titeln lyrisierend, noch nach: "Die Autoren Jan Wagner, Björn Kuhligk, Ron Winkler, Elke Schmitter, Matthias Göritz, Matthew Sweeny, Tom Schulz und Tom Bresemann nehmen uns mit auf eine Probebohrung in den Himmel bis zur Oberfläche der Erde und zurück." mehr richtungswechsel im parcours war nie.


ärgernis 3: schlechte pr-texte, die guten verlagen unterlaufen, unterlaufen zwar manchmal den eigenen zweck, erfüllen jedoch als verqueres ablenkungsmanöver versehentlich einen anderen
fast unterlief mir der viel größere lapsus, mich nur über das kleinere ärgernis zu echauffieren - denn ich überlas ob so viel schlechten stils teile des inhalts. vielleicht liegt das auch daran, daß ich mich leidenschaftlich gern über texte aufrege und weniger gern über zustände. texte kann man schließlich ändern, sagt die zynikerin an der bande. zum glück sehen andere das anders, annina etwa, deren blogeinträge und aktivitäten (ihr brief zur spon-kolumnistenauswahl z.b., oder ihre kontinuierlichen girlscanblog-posts) seit einiger zeit dazu führen, daß ich auf zustände des gleichgewichtes achte und mich zustände des ungleichgewichts ärgern. des geschlechter(un)gleichgewichtes in diesem falle. manches mal fange ich gar zwanghaft an, auszuzählen und nach vermeintlichen trends zu fahnden.



und tatsächlich: eine dame darf den obengenannten "Lyrik-Parcours" mitgestalten, während sieben herren beteiligt sind. da stellt sich die frage, ob alle frauen verhindert waren für den betreffenden abend, oder vielmehr diese zusammensetzung das lyrische verlagsprogramm der letzten 10 jahre abbildet? glaubt man der verlagswebseite und der eigenen erinnerung, scheint leider letzteres der fall zu sein. es ergibt sich folgendes zahlenbild, ich hoffe, mich nicht verzählt zu haben [1]:

17 bände, die unter "lyrik" im verlagsprogramm auftauchen, darunter sind
- eine anthologie (der an den - noch bei dumont erschienenen - erfolg von 2003 anknüpfenden band "lyrik von jetzt II")
- ein gemeinschaftsband von zwei autorEN, der neben lyrik auch essays und prosa enthält
- zwei aus dem englischen übersetzte bände, einer zweisprachig; beide stammen von autorEN und wurden von einem autorEN übersetzt.

unter den übrigen 13 lyrikbänden finden sich zwei, die von autorinnen verfaßt wurden, es handelt sich um eva corino und elke schmitter. einer der beiden bände wird im untertitel, ich möchte das zunächst ohne jede wertung anmerken, der kategorie "liebesgedichte" zugeordnet. die noch übrigen 11 bände wurden von sechs autoren verfaßt. dies sind, in der reihenfolge der häufigkeit an publikationen im berlin verlag aufgeführt: 1. jan wagner, 2. björn kuhligk, 3. ron winkler, 4. gerhard falkner, matthias göritz, tom schulz.

um mißverständnissen vorzubeugen: nicht nur steht es jedem verlag frei, sich bewußt auf wenige autoren und autorinnen zu beschränken, nein, ich habe auch keinerlei qualitative einwände gegen dieses programm. vielmehr schätze ich die genannten autorinnen und autoren fast ausnahmslos. einige fragen bleiben jedoch - zum beispiel:

- gab es 2001 keine lyrikerinnen, die in frage kamen?
- gab es auch seither nur zwei autorinnen, die ins lyrikprogramm paßten?
- was kann ich aus der tatsache ableiten, daß jene beiden autorinnen nicht in allererster linie als lyrikerinnen bekannt sind, während dies bei den publizierten autoren durchaus der fall ist? sollte ich etwas daraus ableiten?
- ohne zu spitzfindig werden zu wollen: schreiben also autorinnen liebesgedichte und lyriker gedichte?

zum abschluß: dem berlin verlag einen herzlichen glückwunsch zu 10 jahren lyrikreihe. immerhin haben sie eine solche, gleiches kann noch lange nicht jeder namhafte deutsche verlag von sich behaupten.


anmerkung
[1] zwar begann man die lyrikpublikation im berlin verlag 1998 mit einer frau - allerdings dürfte diese nicht nur aufgrund des zeitpunktes der veröffentlichung nicht unbedingt zur lyrikreihe zählen, deren zehnjähriges man feiert; es handelt sich um margaret atwood, die ich ausklammern möchte. als nächstes erschienen 2000, von gustav seibt herausgegeben, die gedichte michelangelos. auch diesen band unterschlug ich für die obige auswertung.

14 January 2011

me reading @ altes finanzamt


very successful night, that one: surprise visit by ky, got to meet brilliant fellow lit-blogger dirk of hor.de, was asked for an encore of two poems by the audience, earned double the money that john holten of broken dimanche had promised ("it was a good night, that one"), was accompanied by great people, sold a copy of Andosina to a lovely girl from andorra, considered getting back to writing more again. thanks so much for coming to neukölln, everyone, you made my day!

13 January 2011

how bizarre

 
via zoë beck 

10 January 2011

consens recommends...

a couple of upcoming books and events, among them michael stavaric and johannes weiberger's new books. please click here for more info.

09 January 2011

i'll be reading on thursday, 13 january 2011

and that in berlin-neukölln at the altes finanzamt. broken dimanche was kind enough to invite catherine hales and myself to read at the launch of their most recent issue of kakofonie journal. there will be short films and videos from 9pm onwards, and our poetry readings will start around 10pm. it's going to be a bilingual english-german night, so i'm thinking i'll bring my novella along as well and maybe read a couple of paragraphs from it, too. there'll be a (small?) cover charge. here's the link to the event's facebook page.  (photo by ann cotten.)

DESCANT is calling for submissions

attention writers: the deadline for two upcoming themed issues — BOSNIA, BETWEEN LOSS AND RECOVERY and RENOVATIONS — is 15 march 2011. they are requesting submissions of unpublished fiction, poetry, essays and photography. for submission guidelines, visit: descant.ca/submit.html 

07 January 2011

where did the night go

 
as seen on consens.